- Postkeynesianismus
- Postkeynesianịsmus[-keɪnz-], Neokeynesianịsmus, volkswirtschaftliche Denkrichtung in der Tradition von J. M. Keynes (Hauptvertreter u. a. J. K. Galbraith, M. Kalecki, J. V. Robinson, N. Kaldor). Im Mittelpunkt steht die Ablehnung des neoklassischen Gleichgewichtsdenkens. Während der Gleichgewichtsansatz unterstellt, dass die Ergebnisse alternativer wirtschaftlicher Entscheidungen bekannt sind, ist die reale Welt durch erhebliche Unsicherheit über diese Ergebnisse geprägt. Der ökonomische Prozess vollzieht sich im historischen Zeitablauf, wobei Erwartungen über zukünftige Entwicklungen v. a. die Investitionstätigkeit und den wirtschaftlichen Entwicklungsprozess prägen. Im makroökonomisch orientierten Postkeynesianismus stehen daher die Probleme des Wirtschaftswachstums im Vordergrund, wobei eine enge Beziehung zwischen dem Wachstum und der Einkommensverteilung hergestellt wird. Die im Lichte der Erwartungen getätigten Investitionen bestimmen die Gewinnquote. Damit werden die Investitionen zu einer Schlüsselgröße zugleich für Wachstum und Verteilung. Ist die Investitionsdynamik zu gering, kann Arbeitslosigkeit im Wachstumsprozess dauerhaft bestehen bleiben. Ein Vollbeschäftigungsmechanismus (Arbeitslosigkeit führt zu sinkenden Reallöhnen und auf diesem Weg zu mehr Beschäftigung) existiert nicht. Nominallohnänderungen führen auf oligopolistischen Märkten über Aufschlagskalkulation der Unternehmen im Wesentlichen zu Preisänderungen, nicht aber zu Reallohnänderungen. Inflation ist damit eine Auswirkung von Erhöhungen der Löhne und der Gewinnaufschläge. Geldmengenänderungen werden als endogen betrachtet. Sie sind Reflex der Kreditschöpfung, die mit der Investitionstätigkeit verbunden ist. Der Versuch einer Geldmengenreduktion durch die Zentralbank senkt nicht die Inflationsrate, sondern vornehmlich das reale Produktionsniveau. (Ungleichgewichtstheorie)Über Keynes hinaus. Eine Einf. in die postkeynesian. Ökonomie, hg. v. A. S. Eichner (a. d. Amerikan., 1982);
Universal-Lexikon. 2012.